Familiengeschichte
Das Besondere an Gut Altenhof ist, daß es seit über 300 Jahren im Familienbesitz gehalten wurde. Dies können nur wenige Güter in Schleswig-Holstein von sich behaupten und es zeigt die langfristige Verantwortung und Verpflichtung der jeweiligen Besitzer gegenüber dem Stammsitz der Familie.
Im folgenden Teil habe ich die Familiengeschichte von 1691 bis 2005 aufgeführt und hoffe, den historisch interessierten Lesern damit einen detaillierten Einblick in die Familiengeschichte der Reventlows auf Gut Altenhof vermitteln zu können.
Viel Spass beim Lesen wünscht Julius von Bethmann-Hollweg
Hinrich Brockdorff (gest.1671) war in 3. Ehe mit Mette Rumohr a. d. H. Olpenitz verheiratet. Diese überlebte Ihren Mann um über 30 Jahre (1705) und war die letzte Witwe Brockdorff auf dem Witwensitz Altenhof. Nachdem Ihr Sohn Schack durch seine Hochzeit mit Sophie Charlotte Baronesse Vietinghoff genannt von Scheel die Freiherrschaft Scheelenborg auf Fünen erworben hatte und in den dänischen Freiherrnstand erhoben worden war, zog sie nach Scheelenborg und verkaufte im Jahre 1691 Altenhof an die Reventlows. Damit beginnt die Zeit der Reventlows in Altenhof, die bis zur Gegenwart andauern sollte.
Der erste in Altenhof ansässige Reventlow war ab 1691 ► Henning Reventlow, der Sohn von Detlev Reventlow (1600-1664) und seiner Frau Margarethe ( geb. Rumohr aus Roest). Er erwarb außerdem Glasau und Gottesgabe in Nordfriesland. Er war Kammerjunker beim Dänischen Prinzen, Amtmann von Sonderburg und Norburg, später auch von Schwabstedt und Flensburg und Inspektor über Eiderstedt. Nachdem Altenhof der Witwensitz der Brockdorffs in Windeby war, ist anzunehmen, dass Sie zunächst das übernommene Renaissancegebäude der Brockdorffs bewohnten, dessen Keller noch unter dem heutigen Südflügel der Anlage (Orangerie) zu finden sind.
Erst deren Sohn, der ältere ► Cay Friedrich und seine Frau Hedwig Ide von Buchwaldt begannen mit dem Neubau der Gutsanlage Altenhof, die sie wohl schrittweise zwischen 1700 und 1728 erbauten. Cay-Friedrich beschäftigte sich vornehmlich mit dem Gutsbetrieb, war allerdings auch Klosterprobst in Schleswig. Bezeichnenderweise baute er sein Wohnhaus erst 1728, nachdem er den gesamten Wirtschaftshof aufgebaut hatte.
In der nächsten Generation führte sein ältester Sohn Detlev (1710-1783) den Betrieb. In ihm hat Altenhof seinen bedeutendsten Herrn, das Geschlecht eines seiner hervorragendsten Männer erhalten. Er war verheiratet mit Margaretha Raben aus Aalholm (1728-1794). Letztere kaufte im Jahre 1784 den Meierhof Aschau zum Gutsbetrieb Altenhof dazu. Von stetem Vertrauen dreier Könige getragen, stieg er von Stufe zu Stufe im Staatsdienst auf. ► Detlev Reventlow trat nach seiner europäischen Ausbildung als Kammerjunker und anschließend als Kammerherr in die Dienste der Königin. Er wurde Oberkammerherr und Erzieher Christians VII. 1751 wurde er Sonderbotschafter der Krone in Paris, führte auf Dänischer Seite die Verhandlungen mit Katharina der Großen um die Russischen Erbteile in Schleswig- Holstein 1773. Es ist mitunter seinem Verhandlungsgeschick zu verdanken, dass Russland schließlich zur Aufgabe seiner Ansprüche auf das Herzogtum Schleswig und die so genannten Großfürstlichen Anteile in Holstein bereit war. Detlev wurde nach Abschluss dieser Tätigkeiten in den Lehensgrafenstand erhoben.
Er wurde darüber hinaus Kurator der Christian-Albrechts-Universität in Kiel, welcher er binnen kurzer Zeit großen Zulauf verschaffte (1775-1783). Sein Vermögen führte zu einer Erweiterung der Reventlowschen Besitztümer. Zu den Besitztümern Altenhof und Glasau erwarb er vom Grafen Demercieres Gut Emkendorf, Wittenberg von seinen Vettern der Schleswig Holsteinischen Linie, Aschau und schließlich noch Osterade an der Eider.
Nachfolger Detlevs in Altenhof war sein ältester Sohn ► Cay Friedrich Reventlow (1753-1834). Er war von 1780-84 Königlich-Dänischer Gesandter in Madrid, 1787-93 Gesandter in Stockholm, 1794-1802 Leiter der königlichen Bibliothek und Kunstkammer in Kopenhagen.
1797 folgte er seinem Schwiegervater Andreas Peter Bernstorff in das Amt als Leiter der Deutschen Kanzlei in Kopenhagen. Nach Abschluss der Bernstorffschen Reformen 1805 wurde er vom König zum Gouverneur des Herzogtums Lauenburg ernannt.
Sein ältester Sohn Eugen Reventlow (1798-1885) übernahm 1834 den Betrieb Altenhof. Er führte den Titel eines geheimen Konferenzrates unter Christian VIII. und war zunächst Dänischer Gesandter am Preußischen Hof. Zu den Betrieben Altenhof und Aschau erwarb er 1839 das benachbarte Hoffnungsthal hinzu und bildete aus den drei Gütern während der preußischen Zeit einen gemeinsamen Gutsbezirk. Als sein Onkel Fritz Reventlow auf Emkendorf seinen Posten als Dänischer Gesandter in Berlin aufgegeben hatte, folgte er diesem in seinem Amt nach, legte es aber bei Erlass des offenen Briefes des Königs Christian VIII. im Jahre 1846 nieder. Er erlebte den Übergang der Herzogtümer von Dänemark an Preußen und wusste auch selber Zugang zum neuen Landesherrn zu finden. Durch seine erste Ehe mit der Tochter des preußischen Außenministers Christian Bernstorff, der Gräfin Clara Bernstorff hatte es ohnehin schon nicht an Beziehungen nach Preußen gefehlt.
Nachdem Schleswig-Holstein preußische Provinz wurde, übernahm er die Position des Preußischen Gesandten in Petersburg. Er war nach seiner Tätigkeit als Legationssekretär in Berlin und St. Petersburg von 1828-46 Königlich-Dänischer Gesandter am preußischen Hofe und wurde kurioserweise nach 1864 zum Mitglied des preußischen Herrenhauses ernannt.
Eugen war kinderlos und konnte somit den Betrieb Altenhof an keinen Reventlowschen Nachkommen aus Altenhof weitergeben. Sein Neffe Joachim, welcher in Jersbek saß, aber hatte einen Sohn namens Theodor. Joachim verstarb frühzeitig, nämlich 1870 während des deutsch-französischen Krieges und hinterließ Theodor seinem Schicksal. Theodor Reventlow (1870-1938), welcher mit seiner Frau Elly - geborene Stein - 1910 den letzten Aus- und Umbau des Hauses gestaltete, war Königlich-Preußischer Kammerherr und Mitglied des preußischen Herrenhauses. Er erbte Besitzungen von knapp 5300 ha und war somit einer der bedeutendsten Großgrundbesitzer Schleswig-Holsteins geworden.
Er selbst hinterließ keine Söhne, aber vier Töchter. Von ihnen erbte die 2. Tochter Marie-Luise Altenhof, welche mit dem Sohn des Reichskanzlers (Theobald von Bethmann-Hollweg, Kanzler unter Kaiser Wilhelm von 1909 bis 1917), nämlich Felix von Bethmann-Hollweg verheiratet war. Letzterer war in diversen Agrar- und Forstpolitischen Gremien in Schleswig Holstein tätig und auf seine maßgebliche Initiative war auch die Gründung der Zuckerfabrik in Schleswig zurückzuführen. Er wurde 1968 mit seinen Söhnen Christoph und Cay in die Schleswig-Holsteinische Ritterschaft rezipiert. Cay, der älteste Sohn erbte das Gut Jersbek und Christoph von Bethmann-Hollweg übernahm 1971 die Führung von Altenhof. Letzterer erkannte schon frühzeitig die Rückgänge der Einnahmen aus Land- und Forstwirtschaft, welche bis dato die Haupteinnahmequellen des Gutes stellten, und baute zusammen mit seiner Frau Sophie von Bethmann-Hollweg (geb. Maltzan) im Laufe seiner Amtszeit notwendige zusätzliche Standbeine für den Hof auf, die schlussendlich den Bestand des Gutes in seiner Gesamtheit über das 20. Jahrhundert hinaus sichern sollten. Neben der Idee, 1972 einen der ersten 10 Golfplätze Schleswig-Holsteins in die historische Parkanlage zu integrieren, überführte er auch die obsolet gewordenen Wirtschaftsgebäude auf dem Hof wieder in eine Nutzung: So entstand 1986 in dem ehemaligen Kuhstall ein Konzertsaal mit dazugehörigen Foyers und Empfangsbereichen. In der Scheune vis à vis wurde ein Scheunencafé integriert und der Fachwerkbereich im Inneren wurde als Austellungsraum für Veranstaltungen und Märkte ausgerichtet. Neben der wirtschaftlichen Neuausrichtung des Gutes Altenhof machte Christoph von Bethmann-Hollweg sich einen Namen durch zahlreiche Ehrenämter. Besonders hervorzuheben ist sein langjähriges Engagement für den Holsteiner Pferdesport, dem er zwei Jahrzehnte lang als Präsident vorstand.
Zu Anfang des 21. Jh., nämlich im Jahre 2005, hat wiederum der älteste seiner drei Söhne, Felix Eugen, Gut Altenhof geerbt und ist heutiger Eigentümer der Anlage.